In Indien besteht allgemeine Schulpflicht von 6 bis 14 Jahren, und das indische Parlament beschloss erst 2002 einstimmig, das Recht auf Bildung in die Verfassung aufzunehmen.
Während dieses Zeitraumes ist der Besuch öffentlicher Schulen kostenlos. Das Schulsystem umfasst vier Hauptstufen: auf die fünfjährige Grundschule folgt die Mittelschule von der 6. Bis 8. Klasse, darüber die höheren Stufen und schließlich die Hochschulen und Universitäten.
Allgemein hat der Staat in der Vergangenheit besonderes Augenmerk auf die Förderung von höheren Bildungseinrichtungen gelegt, was den aus der Kolonialzeit herrührenden elitären Charakter des Bildungswesens eher noch verstärkt hat.
Viele Angehörige der Mittel- und Oberschicht ziehen gerade bei der höheren Bildung private Einrichtungen den staatlichen vor.
Heute werden zwar fast alle Kinder – zumindest Jungen – tatsächlich eingeschult, in den höheren Klassenstufen wird die Zahl der Abbrecher aber immer höher.
Vor allem im ländlichen Raum erhalten daher viele Kinder nur eine äußerst rudimentäre Grundbildung.
Weiterbildende Schulen und höhere Bildungseinrichtungen stehen dagegen meist nur in Städten zur Verfügung.
Immerhin konnten seit der Unabhängigkeit große Fortschritte in der Alphabetisierung erzielt werden (Alphabetisierungsrate 2011: 74 %, 1951: 18,3 %).
Die langsame, aber stetig zunehmende Alphabetisierung korrespondiert mit einem ausgeprägten Bildungshunger einer großen Mehrheit der indischen Bevölkerung.
Indische Eltern investieren einen erheblichen Anteil ihres Einkommens für Schul- und Studiengelder ihrer Kinder.
So sind Abschlüsse an teuren, meist anglophonen Privatschulen oft Eintrittskarten in eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Auch der Staat investiert Unsummen in seine Eliteschulen, lässt aber gleichzeitig die Grundschulen auf einem kümmerlichen Stand verharren und zementiert damit ein Zwei-Klassen-System auf dem Bildungssektor.
Zugang zu einer adäquaten Ausbildung haben nur diejenigen Kinder, deren Eltern sich teure Privatschulen leisten können.