Gesundheitssystem
Das indische Gesundheitssystem ist geprägt von einer staatlichen und einer privaten Gesundheitsversorgung.
Die staatlich finanzierte Gesundheitsversorgung ist in einem schlechten Zustand.
Das größte Problem ist der Mangel an Ärzten, Krankenschwestern, anderem medizinischen und technischem Personal sowie die mangelnde Infrastruktur.
Die Probleme bei den Einrichtungen zur medizinischen Grundversorgung, die als erster Anlaufpunkt für die Bevölkerung dienen sollen, sowie bei den Gesundheitszentren in den Gemeinden sind eklatant.
In den ländlichen Regionen fungieren Gesundheitsarbeiterinnen als Bindeglied zum staatlichen Gesundheitssystem.
Dreißig Prozent der Gesundheitsversorgung entfallen auf staatliche Ausgaben, siebzig Prozent werden von der indischen Bevölkerung selbst bezahlt.
Der schlechte Zustand des staatlichen Systems zwingt selbst Angehörige aus armen Bevölkerungsschichten dazu, Leistungen des privaten Sektors in Anspruch zu nehmen, was oftmals massive finanzielle Belastungen zur Folge hat, denn die Preisgestaltung im privaten Gesundheitsbereich unterliegt keinerlei staatlicher Kontrolle.
Selbst diejenigen, die im staatlichen System verbleiben, müssen einen Teil der Kosten aus eigener Tasche bestreiten, v.a. für Medikamente, die von staatlichen Krankenhäusern nicht für die Patienten vorrätig gehalten werden.
Nach Angaben der Weltbank haben nur ca. 25 % der Inder überhaupt Zugang zu einer Krankenversicherung.
Aus diesem Grund ist das indische Gesundheitssystem das am stärksten privatisierte System der Welt.
Das Vakuum, dass das staatliche indische Gesundheitssystem in ländlichen wie städtischen Regionen hinterlässt, wird von privaten Anbietern gefüllt.
Das System der privaten Gesundheitsversorgung ist weitreichend und deckt das gesamte Spektrum der Dienstleistungen ab.
Das Ziel der unternehmerisch geführten Privatkrankenhäuser ist die Bereitstellung internationaler Standards bei der Gesundheitsversorgung, daher steht der Profit im Mittelpunkt des Interesses.
Um Medizintouristen aus dem westlichen Ausland anzulocken, stellen die Kliniken indische Ärzte ein, die im Westen hervorragend ausgebildet wurden.
Einige dieser Krankenhäuser sind wie fünf-Sterne-Hotels eingerichtet. Medizintouristen kommen nach Indien, weil hier die Kosten viel geringer sind und weil sie die Wartelisten für Spezial-Operationen in ihren Heimatländern umgehen können.
Es stellt sich hier die Frage, ob es ethisch-moralisch zu vertreten ist, dass der Staat den Medizintourismus fördert, wenn gleichzeitig vielen Bürgern der Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung versagt bleibt.